Normalerweise wird der Heinrich Brüggemann Bürgerpreis der CDU des Kreisverbandes Recklinghausen alle zwei Jahre vergeben. Pandemiebedingt wurde die Preisvergabe im letzten Jahr ausgesetzt. In diesem Jahr wartete die Bürgerpreisjury dann mit einer Besonderheit auf: Statt einer Preisträgerin schlug die Jury gleich zwei besonders würdige Preisträgerinnen vor, welche die CDU auf einem Festakt im historischen Kaminzimmer des Hauses Goldschmieding in Castrop-Rauxel am 1. Dezember ehrte.
Lars Ehm, stellvertretender CDU-Kreisvorsitzender, eröffnete die feierliche Veranstaltung. In seiner Rede erinnerte er an den im Jahr 1996 verstorbenen Namensgeber des Preises, Heinrich Brüggemann. Der aus Castrop-Rauxel stammende Lokalpolitiker, besonders aber in seiner fast zwanzigjährigen Amtsperiode als stellv. Landrat des Kreises Recklinghausen (bis 1994)das Ehrenamt in seiner bunten Vielfalt kennen und schätzen gelernt. Er wusste, ohne ehrenamtliches Engagement läuft‘s nicht in unserer Gesellschaft, die vielen Freiwilligen sind der „Kitt“ unseres Gemeinwesens. Der CDU Kreisvorstand ernannte Heinrich Brüggemann nach seiner aktiven Zeit zum Ehrenvorsitzenden der Kreispartei. Nach seinem Tod erhielt der CDU-Bürgerpreis seinen Namen.
Auf den Juryvorsitzenden Karl-Josef Krekeler die Aufgabe zu, sowohl den Prozess bis zur Einigung auf die beiden Preisträgerinnen zu verdeutlichen, als auch die Preisträgerinnen erstmalig öffentlich zu benennen: Die Jury hat sich einstimmig entschieden, den Heinrich Brüggemann Preis 2022 an Frau Brigitte Jasper aus Castrop-Rauxel und an Hedwig Schreckenberg und die Heti & Willi Schreckenberg Stiftung aus Datteln zu verleihen.
Josef Hovenjürgen MdL, parlamentarischen Staatssekretär der Landesregierung für das Ruhrgebiet, würdigte in seiner Laudatio das bisherige Lebenswerk der beiden Preisträgerinnen. Brigitte Jasper engagiert sich seit über 35 Jahren ehrenamtlich in caritativen, schulischen und sozialen Einrichtungen in ihrer Gemeinde. Einige der Projekte hat sie selber initiiert und mit aus der Taufe gehoben. Beispielhaft wurden die Suppenküche der örtlichen Caritas (seit 1993), die Einrichtung der Castroper Tafel (seit 1998), der Ambulante Hospizdienst (2002) und das „eine Weltcafe“ (2015) genannt. Nach der ersten großen Flüchtlingswelle 2015 hat sich Brigitte Jasper neue Ziele gesetzt: So betreut sie bis zum heutigen Tag junge Afrikanerinnen und Afrikaner bei der Suche nach Lehrstellen, Jobs, oder hilft bei Behördengängen und den oft nicht leicht verständlichen amtlichen Bescheiden. Ihr persönliches Motto lautet: Helfen, weil es nötig ist, und ihre Erkenntnis nach vielen Jahren lautet: Ehrenamt muss man sich leisten können!“
Nicht weniger spannend verlief das Leben der zweiten Preisträgerin Hedwig Schreckenberg (Beruf: Anästhesieschwester). Zusammen mit ihrem Ehemann Willi half Sie ab 2003 in Peru unter dem Dach des Rotary-Clubs Lüdinghausen bei der Organisation kostenloser Lippen-Kiefer-Gaumespalten OP‘s an Kindern, deren Eltern sich diese Operation nie hätten leisten können. Alleine im ersten Jahr wurden 72 Operationen in 14 Tagen durchgeführt. Bis heute wurde vielen Kindern durch die Behebung der Fehlstellung eine normale Nahrungsaufnahme ermöglicht und ihr Gesundheitszustand dauerhaft stabilisiert.
Das Ärzteteam bestand aus Prof. Dr. Diekmann (Chirurg), dem Narkosearzt Dr. Helmut Böckers und weiteren Helferinnen und Helfern. Nach fünf Jahren gingen die Ärzte in Rente und die Aktion in Peru endete. Die Erfahrungen des Helfens ließe Hedwig Schreckenberg nicht mehr los. Im Jahr 2009 rief sie eine Stiftung ins Leben, die sich um chancenlose Kinder, Jugendliche, junge Erwachsene und deren Familien kümmert (www.willihetischreckenbergstiftung.de). In den darauffolgenden Jahren wurden mit dem Geld der Stiftung viele Projekte im In- und Ausland gefördert. Beispielhaft genannt seien das Kinderhilfsprojekt „Angels of Cabo Verde, das Kinderhilfsprojekt Herzen für eine neue Welt in Peru, oder die medizinische Kinderschutzambulanz der Vestischen Kinder- und Jugendklinik in Datteln.
Nach der Laudatio von Josef Hovenjürgen erhielten beide Preisträgerinnen eine Urkunde, einen Blumenstrauß, und jeweils einen Scheck über 1.000 Euro überreicht. Musikalisch wurde der Festakt von Erik Simonait am Piano untermalt. Im Anschluss an den offiziellen Teil lud die CDU zu einem Stehimbiss ein und es fand ein reger Austausch über das Gehörte und Erlebte statt.